Samstag, 1. Juni 2013

Bezirksliga = Shopping-Liga?

Bezirksliga = Shopping-Liga?
Bezugnehmend auf seinen Artikel vom  5. März 2013 hier einige sehr interessante Gedanken von Dieter Ostermann (www.emslandkicker.de):

Nein, die Welt des Fußballs ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Nicht jeder „Huf“ vermag einer filigranen Technik zu entspringen. Ist da der Grund des „Kaufrausches“ in der Bezirksliga zu suchen?
Wie allen, die sich im Fußballgeschäft tummeln bekannt sein sollte, werden die Vereine Jahr für Jahr stärker auf dem Transfermarkt tätig. Es wird viel Geld in den Herrenbereich investiert, um Ziele zu verwirklichen - oder auch nicht. Ich habe die Bezirksliga als Beispiel genommen, da hier die Transfers nahezu explodiert sind! Sicherlich ist die Qualität und Attraktivität der Liga erheblich gestiegen, allerdings auf Kosten der Ausbildung im eigenen Juniorenbereich. Die schon getätigten Verpflichtungen belegen diese These – auch weitere geplante Wechsel passen in dieses Muster.
Es geht nicht darum, dass Vereine Spieler verpflichten - das ist legitim und nicht weiter verwerflich. Doch die Anzahl der vielen „fremden“ Spieler und Trainer sollte dazu anregen, sich tiefere Gedanken über die aktuelle Situation zu machen.
In jedem Verein gibt es Probleme den Juniorenbereich (A- bis D-Jugend) mit qualifizierten Trainern, die eine Lizenz besitzen oder über praktische Kenntnisse verfügen, zu besetzen. Der Nachwuchs kann so nicht entsprechend ausgebildet werden. Die Vereine sind gefragt eine Philosophie zu vertreten, diese gilt es in einem Konzept (Trainings-, Spiel- und Vereinskonzept) schriftlich festzuhalten.
Die Realität sieht leider anders aus, viele Vereine suchen Jahr für Jahr aufs Neue Trainer und Betreuer für die Juniorenmannschaften und stehen damit vor großen Problemen. Zum einen erhalten die Trainer kaum und wenn nur eine geringe Aufwandsentschädigung. Da viele dieser Trainer wissen, was im Seniorenbereich an finanziellem Aufwand betrieben wird um den Spielbetrieb und deren Ziele zu verwirklichen, haben die meisten keine Lust sich in ihrer Freizeit mit Jugendlichen im pubertären Alter zu beschäftigen. Bei den jüngeren Jahrgängen sind noch viele Väter in diesem Bereich tätig, aber ab dem C- Juniorenbereich gibt es aber arge Probleme, diese Mannschaften mit adäquaten Trainer und Betreuern zu besetzen! Das die Jugendarbeit über Jahre vernachlässigt wurden kann man aus der Grafik ableiten. Ein „Kaufen“ von Spielern ist notwendig ist um das gewünschte Ziel zu erreichen, Vereinsverantwortliche fokussieren sich immer mehr auf den Seniorenbereich.
Das wichtigste im Verein ist und bleibt die Juniorenarbeit und deren Ausbildung zum Fußballer. In diesem Bereich gibt es wenige gute Beispiele wie Olympia Laxten, SC Spelle-Venhaus oder der VfL Herzlake – hier wird seit Jahrzehnten Juniorenfußball auf hohem Niveau gespielt. Sicherlich gibt es noch mehrere Vereine mit „guter“ Juniorenarbeit, in der Regel wird dort der Fokus aber auf einige wenige Jahrgänge gerichtet.
Beim Betrachten der Grafik geht das Verpflichten von Spielern mit dem Defizit in der Juniorenarbeit einher. Arge Defizite zeigen sich besonders beim TuS Lingen, Haselünner SV und dem SV Dalum auf – betrachtet man die Verpflichtungen vor der Saison und in der Winterpause, dann stellt man schnell fest, dass diese Defizite klar strukturiert sind! Auch bei Sparta Werlte und BW Dörpen gibt es in dieser Hinsicht Defizite!
Die Tabelle zeigt, das Geld nicht den Aufstieg garantiert. Der TuS Lingen hat zwar eine grandiose Aufholjagd gestartet, scheiterte aber am schlechten Saisonstart. Der HSV hingegen, der jede Woche bei der Konkurrenz „Stadiongespräch“ ist, blieb auch unter seinen Möglichkeiten und konnte trotz der Sensationsverpflichtung von Alo Weusthof sportlich nicht sonderlich in Erscheinung treten. Der SV Dalum und Sparta Werlte erlitten sogar Schiffbruch und müssen widererwartend in die Kreisliga absteigen. Da stellt sich natürlich die Frage des finanziellen Aufwandes und dem daraus resultierende Ertrag! Wäre eine gleichwertige finanzielle Unterstützung im Juniorenbereich nicht sinnvoller? Würden diese Mittel überhaupt einem Juniorenbereich zur Verfügung gestellt? Oder diktieren gar Sponsoren dem Verein, was zu tun ist? Fragen, die jeder für sich selber beantworten kann…!
Union Meppen bleibt da wohl die einzige Ausnahme, wird sich aufgrund eines starken Jahrganges aber wohl nur kurzfristig in der Bezirksliga halten können. Besonders auffällig ist, dass viele Vereine Jugendspielgemeinschaften gründen, um dem demografischen Wandel entgegen zu wirken. Auch hier tut sich der Verdacht auf, Quantität vor Qualität. Dieser Umstand lässt sich in einigen Regionen nicht vermeiden, hebt die eigentlichen Probleme aber nicht auf. Die Strukturen dieser Spielgemeinschaften müssen wachsen und zukunftsorientiert und nachhaltig gefördert werden! Olympia Laxten und der VfL Herzlake sind im Emsland die einzigen Vertreter, die ein eigenständige, durchgängige Juniorenarbeit betreiben und auf einem guten Niveau bewegen. Der SV Meppen bleibt wegen des Juniorenleistungszentrums hier außen vor.
Nimmt man die Kreisliga-Aufsteiger FC 27 Schapen und ASV Altenlingen hinzu, bestätigt sich wiederum die These: Wer nicht ausbildet, muss kaufen! Schapen hat hier arge Defizite, beim ASV ist das Verhältnis grenzwertig!
Vereine, deren Junioren im A- und B-Juniorenbereich nicht auf Bezirksebene spielen und deren C- Junioren nicht mindestens Kreisliga spielt, haben in der Bezirksliga nichts zu suchen. Es wäre vermessen zu behaupten, dass Junioren aus unteren Bereichen in der Bezirksliga zum Einsatz kommen – hier ist nicht die Rede von den Ausnahmen. Der Durchschnitt des Juniorenbereichs sollte für das Niveau der „Ersten“ ausgebildet werden! Ansonsten unterstelle ich den Vereinen einfach, dass sie mit dem Verpflichten von Spielern ihre Ziele verwirklichen (erkaufen) wollen!
Vielleicht sollten die Verantwortlichen der Vereine auch mal einen Blick in ihre Satzung werfen …
Wer diese Bedingungen nicht erfüllt, dem sollte man das Aufstiegsrecht verweigern oder mit Zwangsabstieg belegen! Hier ist der Verband gefordert und muss regulierend eingreifen - wer ehrliche und gute Juniorenarbeit leistet, sollte davon auch davon profitieren.
Eine Welle der Empörung schwillt seit dem „Kaufrausch“ unaufhaltsam durch die Stadien der Bezirksliga, getragen durch die ständige Litanei an den Verband „das Problem zu lange verkannt bzw. nicht zu erkannt zu haben“.
Woche für Woche erlebe und höre ich Kritik an diesem Verhalten auf den Sportplätzen des Emslandes – wann wird gehandelt oder bekommt man doch die Einsicht, dass die Junioren die Zukunft sind?
„Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“ lautet das Zitat eines bekanntes französischen Kaisers.
Dieses Zitat kann nur noch bedingt gelten, da die Jugend von der Konkurrenz gekauft wird.
Es gibt eben nur zwei Möglichkeiten - ausbilden (dauerhaft) oder kaufen … 

von Dieter Ostermann

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