Mittwoch, 10. April 2013

Sorgenkind Oberliga

Für den EL-Kurier habe ich folgenden Artikel zur aktuellen Problematik in der Oberliga geschrieben (Link).

Emsland (REE) – Die Oberliga ist derzeit das Sorgenkind des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV). Was beim SV Holthausen-Biene und dem SC Langenhagen bereits feststeht, ist auch beim SSV Jeddeloh zu befürchten: Der freiwillige Rückzug in die Landesliga. Dort könnte es somit schlimmstenfalls zu 6 Absteigern kommen. Erstes Anzeichen für einen Jeddeloher Rückzug ist die Ankündigung von Trainer Olaf Blancke am Saisonende aufzuhören. „Wir haben klare Signale erhalten, dass es in der kommenden Spielzeit von Seiten
der Sponsoren nicht mehr die Unterstützung in dem jetzigen Rahmen geben wird“, sagte Blancke gegenüber der NWZ.
„Es wird Zeit, dass sich die Landesligisten mit dem Verband zusammensetzen. Es kann doch nicht sein, dass die Vereine sich ihre Spielklasse aussuchen können“, sagt Helmut Schendzielorz, Fußballobmann vom SC Blau-Weiß 94 Papenburg.
Die Gründe für die Unattraktivität der Oberliga, besonders für die Vereine aus dem Nordwesten, liegen auf der Hand. Der SV Holthausen-Biene muss für ein Punktspiel in dieser Saison im Durchschnitt 431 Kilometer fahren. Würden die Biener in der Landesliga auflaufen, betrüge die durchschnittliche Fahrtstrecke lediglich 176 Kilometer. Im Laufe einer Saison werden in der Oberliga etwa 6500 Kilometer zurück gelegt – mehr als doppelt soviel wie in der Landesliga (ca. 3000). Dies schlägt sich auch auf die Zuschauerzahlen nieder. Im Schnitt hatte Biene in dieser Saison nur 250 Zuschauer. Seit der Spielklassenreform fehlen attraktive Gegner wie z. B. Der VfB Oldenburg oder der BV Cloppenburg. In der Landesliga dagegen locken alleine schon die Derbys die Zuschauer an den Platz. Nicht nur aus diesem Grund verzichten die Landesligisten SC Spelle-Venhaus und SV Bad Rothenfelde freiwillig auf den möglichen Aufstieg in die Oberliga.
Der SV Bad Rothenfelde (weiß) bleibt freiwillig in der Landesliga
Zudem wird in der Oberliga ein Sicherheitsdienst verlangt. Die Vereine müssen in der Regel 15 bis 20 freiwillige Helfer aufbieten oder die Kosten für einen externen Dienstleister aufbringen. „Um das zu stemmen braucht man schon einen sehr großen und verlässlichen Helfer-Pool“, berichtet Peter Schlage, Fußballobmann vom SC Spelle-Venhaus. Dazu kommen Sicherheitsmaßnahmen baulicher und technischer Art. In Spelle scheinen die Vorraussetzungen für einen Aufstieg in die Oberliga zu stimmen, der Verein entschied sich jedoch dagegen und will seine Strukturen zunächst verbessern. „Nach dem Aufstieg in die Landesliga käme ein erneuter Aufstieg zu früh. Mittelfristig wollen wir in der Oberliga spielen, dazu muss aber das gesamte Paket stimmen“, so Schlage weiter.
Die Kosten für einen der Oberliga angemessenen Kader sind ein weiterer wichtiger Faktor. Der Unterschied zwischen einem Landesliga- und Oberliga-Etat ist groß. Während in der Landesliga der durchschnittliche Etat zwischen 80.000 und 100.000 Euro liegt, sind in der Oberliga zwischen 250.000 und 300.000 Euro zu berappen. „Für viele Vereine in der Region ist das nicht zu realisieren“,weiß Papenburgs Fußballobmann Helmut Schendzielorz.
Die fünfthöchste Klasse mit ihren jetzigen Strukturen wird wohl um eine Reform kaum herumkommen. Auch, weil der Spielbetrieb in den unteren Klassen, insbesondere der Landesliga, schon jetzt erheblich leidet. Nach dem finanziellen Rückzug von Kickers Emden und Eintracht Nordhorn mussten zuletzt sechs Landesligisten absteigen. Gleiches droht auch in dieser Saison. „Für die Vereine ist der Spielbetrieb so nicht mehr planbar“, so Schendzielorz. In der Tat muss gleich ein Drittel der Mannschaften die Klasse verlassen. Das der SSV Jeddeloh seine Entscheidung ob er in der Ober- oder Landesliga spielet erst im Mai verkünden will sorgt für weiteren Ärger. „Die Vereine führen doch Gespräche mit Spielern. Wenn diese für die Landesliga zusagen und der Verein aus nicht sportlichen Gründen absteigt gibt es Probleme“, so Schendzielorz. Zudem befürchtet der Papenburger durch die vielen Auf- und Absteiger einen Qualitäts- und Attraktivitätsverlust der Landesliga. Eine mögliche Lösung wäre eine erneute Spielklassenreform mit einer zweigleisigen Oberliga, davor sollte der Verband die Augen nicht verschliessen. Allerdings sind jetzt auch die Vereine an der Basis gefragt, endlich ihre Interessen gegenüber dem NFV durchzusetzten.

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